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Argentinien: Trans-Quote in Behörden eingeführt

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Trans-Pride-Flagge
Der Zugang zum Arbeitsmarkt für Transpersonen in Argentinien soll durch ein Gesetz erleichtert werden. (Symbolbild) © Julieta Ferrario/Imago

Argentinien führt weitere sozial-progressive Gesetze ein: Ein Prozent aller Stellen im öffentlichen Dienst ist ab sofort für Transpersonen reserviert.

Buenos Aires – Argentinien war der erste Staat in Südamerika, der sowohl die gleichgeschlechtliche Ehe als auch ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare legalisiert hatte. Zudem dürfen Transpersonen ihr Geschlecht seit etwa einem Jahrzehnt ohne gerichtliche Zustimmung oder medizinische Eingriffe ändern.

Doch der soziale Wandel im katholischen geprägten Land wird seitdem noch weiter vorangetrieben. Im Juni hatte der Senat von Argentinien für ein Gesetz gestimmt, das ab sofort gilt und Transpersonen den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern soll – in Form einer Quote.

Argentinien: Gesetz soll Transpersonen im Arbeitsmarkt untersützen

Ein Prozent aller Stellen im öffentlichen Dienst ist nun für Transpersonen reserviert. In ganz Argentinien soll es sich um 2.500 Arbeitsplätze handeln. Zudem sollen private Unternehmen, die Transpersonen beschäftigen, finanzielle Anreize erhalten oder bei der Vergabe von öffentlichen Verträgen bevorzugt werden. Das neue Gesetz hängt vor allem mit der Diskriminierung und teils prekären Lebenslage von Transpersonen zusammen.

Laut einer Studie der argentinischen Regierung von 2017 sollen nur 9 Prozent aller Transpersonen in Argentinien formal angestellt sein. Rund 70 Prozent sollen Sexarbeiter:innen sein, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf diese Studie. Der Vorstoß, ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, findet in der Politik große Unterstützung – und eine deutliche Mehrheit. Vom argentinischen Senat in Buenos Aires wurde das Gesetz mit 55 Ja-, einer Nein-Stimme und sechs Enthaltungen verabschiedet.

Bei einer Pressekonferenz hatte Präsident Alberto Fernández ein weiteres Projekt seiner Regierung vorgestellt. In einem Ausweis für nichtbinäre Menschen, können diejenigen, die keinem Geschlecht eindeutig zugeordnet werden möchten, neben „männlich“ oder „weiblich“ ein „x“ vermerken lassen. Nach der historischen Abstimmung leuchtete der Präsidentenpalast in den Farben der Transgender-Pride-Flagge: hellblau, rosa und weiß.

Sozial-progressive Gesetze in Argentinien

Die sozial-progressive Gesetzgebung strebt Fernández bereits seit Amtsbeginn an – und sie hat auch einen persönlichen Hintergrund. Wie die Tagesschau berichtet, soll sich der Sohn des Präsidenten als nicht-binär geoutet haben. Im neuen Ausweis solle das auch kenntlich gemacht werden.

„Dieses Gesetz soll eine Kette von Ausgrenzungen lösen, die oft schon in der Kindheit beginnen“, erklärte Elizabeth Gómez, Ministerin für Frauen, Gender und Diversität, damals. „Es ist nicht zulässig, dass es in Argentinien Menschen gibt, deren Lebenserwartung 40 Jahre nicht überschreitet, nur weil sie nach ihrer eigenen Identität leben wollen.“ Die Studie von 2017 fand, dass die Lebenserwartung von Transpersonen in Argentinien bei 32 Jahren liegt. Und im März war beispielsweise der 22-jährige Transmann Tehuel de la Torre außerhalb von Buenos Aires auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch verschwunden.

Trotz progressiver Gesetzgebung in Argentinien: Noch immer viel Diskriminierung gegen Transpersonen

Was für den überwiegenden Großteil der Bevölkerung angesichts der Wirtschaftskrise und des noch immer grassierenden Coronavirus eine untergeordnete oder überhaupt keine Rolle spielt, wird von Aktivist:innen positiv aufgenommen. „Dieses Gesetz wird unser Leben verändern. Einen festen Job zu haben, eine Gehaltsabrechnung und eine Kreditkarte zu haben, sind selbstverständliche Dinge für eine heterosexuelle Person, aber nicht für uns“, sagte Claudia Vasquez Haro von der Argentinischen Bundesversammlung der Transgender (Convocatoria Federal Trans y Travesti Argentina, CFTTA) im Gespräch mit Reuters.

Trotz der vergleichsweise progressiven Gesetzgebung findet in Argentinien noch immer viel Diskriminierung gegen LGBTQ+-Personen statt. Viele leben in Armut, werden früh im jungen Alter auf die Straße gesetzt oder im öffentlichen Leben ausgegrenzt. (lrg)

Anfang des Jahres feierte die feministische Bewegung in Argentinien die Liberalisierung des Abtreibungsrechts.

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