Ihre Großhaushalte verbrauchen massenhaft Strom. Sie fahren am liebsten dicke Autos Marke Mercedes. Und weil sie dauernd die Verwandtschaft in Istanbul an der Strippe haben, ist ihre Telefonrechnung nicht gerade niedrig. So weit die gängigen Vorurteile gegenüber den Türken, die in Deutschland leben.

Aus Vermutungen sind schon längst wissenschaftlich untermauerte Erkenntnisse geworden. Beispiel Mercedes: Jeder fünfte Türke fährt ein Auto mit Stern - aber nur einer von siebzehn Deutschen. "Der Mercedes-Stern ist für die Türken nach wie vor ein Statussymbol. Von allen Autoanbietern haben wir immer noch den größten Marktanteil bei den Türken", sagt Erich Fiala, bei der deutschen DaimlerChrysler-Vertriebsgesellschaft für das Marketing verantwortlich. "Grund genug, etwas für diese Leute zu tun." Gemeint ist ein speziell auf Türken abgestimmtes Verkaufskonzept. So setzt Mercedes schon seit Mitte der neunziger Jahre auf die Kraft des persönlichen Gesprächs mit der Kundschaft. 22 türkische Verkaufsberater sind in Regionen mit hohem Türkenanteil aktiv - besonders im Ruhrgebiet, Berlin und Stuttgart. Verkäufer in der Kreuzberger Mercedes-Benz-Niederlassung bitten ihre Landsleute vor dem Verkaufsgespräch erst einmal auf das ein oder andere Gläschen Tee in die Samowar-Ecke. "Viele Türken kommen auch einfach nur mal zum Smalltalk vorbei, das gehört dazu", erzählt Mehmet Arik, Verkaufsberater in der Kölner Niederlassung. Beim Einkauf zähle für sie die Atmosphäre und ein vertrautes Gesicht: "Türken schätzen diese Mentalität der Gastfreundschaft. Deshalb versuchen wir, gute Gastgeber zu sein."